Zusammenschluss zur Gemeinde Reken
Ausgangslage und Hintergründe
Ein bedeutendes historisches Datum für den gesamten Rekener Raum war der 1. Juli 1969. Just zu diesem Zeitpunkt hörten die damals noch selbständigen Gemeinden Groß Reken, Klein Reken und Hülsten auf zu existieren. Freiwillig hatten sie sich vor dem Hintergrund der kommunalen Neugliederung in Nordrhein Westfalen zu einer neuen Großgemeinde zusammengeschlossen. Die neue Gemeinde erhielt den Namen „Reken“.
Vorausgegangen bzw. Basis war die Verabschiedung eines ebenso bedeutsames Gesetz des nordrhein-westfälischen Landesparlaments. Dies besagte, dass in einer kommunalen Gebietsreform – gemeinhin auch als kommunale Neugliederung bezeichnet – viele, vor allem kleinere und bisher eigenständige Gemeinden in NRW zu größeren, leistungsfähigeren Einheiten zusammenzuführt werden sollten. Im Kreis Borken wurde hierfür das „Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Borken“ erlassen.
Unter diesem Eindruck schlossen sich dann 1969 Klein Reken, Groß Reken und Hülsten freiwillig zusammen. Diese zuvor ebenfalls eigenständigen Gemeinden zählten zum „Amt Heiden-Reken“ im Kreis Borken. Sie wurden so – ebenso wie die bisherigen „Dependancen“ (Maria Veen und Bahnhof Reken zählten zur Gemeinde Groß Reken) – nunmehr zu Ortsteilen der neuen Gemeinde Reken.

Vordere Reihe, Vierter von links: Bürgermeister Hermann Sicking; rechts daneben: Amtsdirektor Hermann Bollwerk.
Gesetzliche Basis und Diskussionen im Neugliederungsprozess für Reken
Wie bereits eingangs erwähnt, erfolgte der Zusammenschluss freiwillig. In einem Zeitungsbericht der Borkener Zeitung (BZ) heißt es dazu: „In Reken war nicht strittig, ob sich die fünf Ortsteile zusammenschließen sollen. … Sie taten diesen Schritt schon 1969 …“
Allerdings war der Name der neuen Gemeinde umstritten. Gerade diese Namensgebung enthielt im Vorfeld der seinerzeitigen Verhandlungen über den gemeinsamen Gebietsänderungsvertrag viel Zündstoff. Wollte die Gemeinde Groß Reken ihren Namen für das neue, größere Gemeindegebiet erhalten wissen, war die Gemeinde Klein Reken damit nicht einverstanden. Hierzu hatte der Klein Rekener Gymnasiallehrer Oberstudienrat Seyer eine Karikatur angefertigt, in der zwei Vertreter der jeweils rivalisierenden Gemeinden mit den Namensschildern „Groß Reken“ und „Klein Reken“ aufeinander losdreschen, wobei am Ende der Schlacht dann das Wort „Reken“ übrig bleibt. Letztlich entschied die Landesregierung von Nordrhein Westfalen. Und so hieß es dann in dem oben genannten Gesetz zur Neugliederung vom 24. Juni 1969 u.a. in § 1: „Die Gemeinden Groß Reken, Klein Reken und Hülsten (Amt Heiden-Reken) werden zu einer neuen Gemeinde zusammengeschlossen. Die Gemeinde erhält den Namen Reken.“ Dieses Gesetz trat zum 1. Juli 1969 in Kraft und somit war die Bildung der heutigen Gemeinde Reken formal besiegelt.
In der Zeit vom 1. Juli 1969, als das Gesetz in Kraft getreten war, bis zur ersten Sitzung des neu gewählten Gemeinderates im November 1969 war der bisherige Bürgermeister von Groß Reken, der Landwirt Hermann Sicking aus dem Holtendorf, vom Land NRW zum „Beauftragten … für die Wahrnehmung der Aufgaben des Rates der Gemeinde Reken“ bestellt worden. Nur seine Stimme zählte in dieser Zeit. Die kommunalpolitische Arbeit in der Übergangszeit basierte auf „einsame Beschlüssen“ und fiel im wahrsten Sinne des Wortes immer „einstimmig“ aus.

Nach der Kommunalwahl wurde dann Hermann Illerhues Ende November 1969 der erste Bürgermeister der neuen Gemeinde Reken. Übrigens hatte sich zu diesem Zeitpunkt die Parteienlandschaft auf Kommunalebene geändert. Erstmals betrat eine „Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG)“ die politische Bühne. Von den damals 27 Ratssitzen heimste die neue Partei sofort 11 Sitze ein. Die übrigen Sitze verteilten sich auf CDU (12) und SPD (4). Hermann Illerhues, der bereits von 1948 bis 1961 Bürgermeister der damaligen Gemeinde Groß Reken gewesen war, gehörte 1969 der UWG an.
Administrative und strukturelle Auswirkungen
Die Verwaltung der neuen Gemeinde Reken übernahm die Strukturen der alten Gemeinden – vor allem Groß Reken als Hauptort mit Sitz der Verwaltung.
Das Amt Heiden-Reken blieb zunächst noch bestehen, aber später zum 1. Januar 1975 mit dem „Münster/Hamm-Gesetz“ aufgelöst. Rechtsnachfolgerin des Amtes ist die Gemeinde Reken.
Mit dem Zusammenschluss ergaben sich direkt Auswirkungen auf die Feuerwehr- und Verwaltungsstrukturen. So wurden beispielsweise die bisher ebenfalls eigenständigen Feuerwehren der Ortsteile zur „Freiwilligen Feuerwehr Reken“ zusammengefasst. Die einzelnen Löschzüge vor Ort blieben aber bestehen.
Auf das Vereinsleben hatte die kommunale Neugliederung zunächst keinen Einfluss. Die bestehenden Vereine in Hülsten und Klein Reken blieben seinerzeit unter ihren traditionellen Namen bestehen. Die lokale Identität war damals in den einzelnen Orten sehr groß. Die Anhänger der Fußballvereine lieferten sich nicht nur auf dem Platz heiße Duelle, auch insgesamt beschränkte man sich eher auf die sozialen Kontakte im Umfeld des eigenen Ortes. Die eigenen Ortsteilnamen waren vielen „heilig“. Gerade die Debatte um den Namen der Neu-Gemeinde zeigte, dass die Menschen in den Ortsteilen ihre Eigenständigkeit bzw. ihren Status wahren wollten.
Beim Heimatverein allerdings gab es eine Veränderung: Wegen des Fehlens von Heimatvereinen in Klein Reken und Hülsten nannte sich der Heimatverein Groß Reken fortan nur noch „Heimatverein Reken“, ohne das es hierzu eines speziellen Beschlusses durch die Vereinsmitglieder bedurft hätte. Später entstanden mit der TSG Reken, der DLRG Reken und dem Volleyball-Club (VC) Reken die ersten Vereine, die auf eine Ortsteilzuordnung verzichteten.
Doch auch wenn es anfangs viele Widersacher gab und gerade das rivalisierende Denken in den einzelnen Ortsteilen groß war, so war der Zusammenschluss letztendlich doch richtig und wichtig. Er führte zu einer größeren Verwaltungseinheit mit mehr Ressourcen und Möglichkeiten. Eines der erklärten Ziele der Reform war ja, „größere Gebietseinheiten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit“ zu schaffen. Man kann ohne Umschweife festhalten, dass dies für die Gemeinde gelungen ist. Die Gemeinde hat sich in den Jahrzehnten seit der Vereinigung prächtig entwickelt und steht im landesweiten Vergleich hervorragend da. Der frühzeitige, freiwillige Zusammenschluss zeigt auch, dass kommunale Reformen nicht allein durch Zwang erfolgten müssen, sondern durch Eigeninitiative auch als Chance und Vorteil verstanden werden kann.
Quellen
GenWiki+2Academic dictionaries and encyclopedias+2
orlis.difu.de+1
Wikipedia+1
Recht NRW+1
Academic dictionaries and encyclopedias
Borkener Zeitung (BZ)
kult-westmuensterland.de+1
Heimatverein Reken
