Kirche und Pfarrei St. Antonius

Die Errichtung der gegenwärtigen St.-Antonius-Kirche im Ortsteil Klein Reken geht zurück auf das Jahr 1495. Doch frühere Urkunden belegen, dass bereits 1447 eine hölzerne „Notkirche“ und nur wenige Jahrzehnte später, nämlich 1485, mit dem Bau der zweiten (massiven) Kirche auf Kleiner Rekener Gebiet begonnen wurde. Seit Ende des 15. Jahrhunderts bestand in Klein Reken die eigenständige Pfarrei St. Antonius, erst 2006 erfolgte die Ein- bzw. Rückpfarrung in St. Heinrich. 

Als im Jahre 1861 unter Pfarrer Johann Bernhard Meyer der Hochaltar der Kirche repariert wurde, fand man im Altar ein kleines versiegeltes Gefäß. Es enthielt nicht nur – wie vermutet – einige Reliquien, sondern auch eine Pergamenturkunde aus dem Jahre 1447. Diese Urkunde wurde im Bistumsarchiv übersetzt und mit Anmerkungen versehen.

Übersetzung der Urkunde mit Anmerkungen  

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BU: Die Urkunde aus dem Jahre 1447

„Wir; Bruder Johannes1, durch Gottes und des Apostolischen Stuhles2 Gnade Bischof von Natura3 und Generalvikar4 des Bischofs Heinrich von Münster erklären durch die vorliegende Urkunde, dass wir im Jahre des Herrn 1447, am Tage nach dem Fest der Apostel Philıppus und Jakobus, diese Kapelle und ihren Altar zu Ehren des Heiligen Kreuzes, der Seligen Jungfrau Maria, des hl. Antonius5 und des Theobaldus konsekriert6 haben. Wir bezeugen dies durch Anhängung unseres Siegels und durch die Existenz dieser Urkunde, gefertigt zum oben genannten Datum.

1Johannes Fabri (Smed), Titularbischof von Athyra (1433- 1455), Weihbischof unter Bischof Heinrich II von Moers (1424-1450) / 2Papst in Rom / 3Athyra, ehemalige Diözese – vermutlich Nordafrika / 4Stellvertreter / 5Abt und Wüstenvater (Eremit) Antonius (250-355) / 6gesalbt, geweiht haben

Von diesem Gotteshaus, dem letzten sakralen Holzbau des Bistums, berichtet die Pfarrchronik: „Es scheint ein aus Brettern gearbeitetes Bethaus gewesen zu sein, in dem nötigenfalls auch die hl. Messe gelesen werden konnte.“ Wir können demnach ruhig sagen, dass die erste Kirche in Klein-Reken eine Notkirche gewesen ist. Sie war als Filialkirche der Pfarrei (Groß) Reken zugeordnet. Es ist wohl sicher, dass dieses Kirchlein auf demselben Platz gestanden hat, auf dem nur einige Jahrzehnte später die zweite feste Kirche in Reken erbaut wurde.

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BU: So etwa mag die erste Holzkirche in Klein Reken ausgesehen haben, welche im Jahre 1447 errichtet wurde.

In einer noch vorhandenen Urkunde aus dem Jahre 1489 (Ablassurkunde zur Bewilligung zum Bau der zweiten Kirche) ist folgendes zu lesen: „Capella novita erecta et readedıficata eodem in loco, ubi antiqua lígnea capella steterat. “ (übers.: Eine neue Kapelle wurde errichtet und an derselben Stelle wieder aufgebaut, wo die alte Holzkapelle gestanden hatte.) Im Pfarrarchiv findet sich darüber hinaus dieser Hinweis: „Beim Neubau der Kirche (beg. 1489) blieb der im Jahre 1447 errichtete Hauptaltar unberührt stehen, und bloß die neue Kirche ist konsekriert worden.“

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BU: Ablassurkunde zum Kirchenbau 1495

1911 wurde eine neue Kirche gebaut. Die alte Kirche war schon lange baufällig. Klein Reken hatte damals rund 700 Einwohner. Erbaut wurde die Kirche von dem Bauunternehmer Heinrich Reinert, einem Sohn der Gemeinde. Wo in der Umgebung hatte eine so kleine Gemeinde eine so große und schöne Kirche? Klein Reken war stolz darauf!

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BU: Kirche Grundsteinlegung 1911

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BU: Innenansicht mit Hochaltar

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BU: Ansicht des Ortes mit 1911 neu erbauter Kirche (Holzschnitt von H Evertz)

Als sich der damalige Pfarrer Bremer nach Fertigstellung der Kirche von seinen Gläubigen verabschiedete, sagte er in seiner Abschiedspredigt: „lch werde Klein Reken mit seinem Opfergeist nie vergessen.“ Die größte Glocke im Turm war ein Geschenk von Kaiser Wilhelm I. Sie war aus einem französischen Geschütz gegossen, welches der Kaiser der Gemeinde geschenkt hatte wegen der Tapferkeit eines Klein Rekeners 1871 bei Gravelotte. Der tapfere Mann war ein Sohn der Familie Dersen. Traurige Ironie der Gechichte: lm Ersten Weltkrieg wurde die Glocke wieder demontiert und erneut für die Verwendung in einem Geschütz eingeschmolzen!

Eine kleine Landwirtschaft hatte auch der Pastor. Das Pfarrhaus, 1828 erbaut, hatte noch Wohn- und Wirtschaftsteil. Um 1915 wurde die Landwirtschaft auf dem Pfarrhof aufgegeben und der Wirtschaftsteil zum Wohnen umgebaut.

Eine große soziale Tat vollbrachte Anfang der dreißiger Jahre Pfarrer Bernhard Lansing. Er gab „Pastors Busch“ zum Roden frei und verhalf damit zwanzig Arbeiterfamilien zu einem Stück Land für den Roggen- und Kartoffelanbau.
Ebenso er gab auch das Gelände für den Sportplatz frei. Die ältere Generation kann sich vielleicht noch an die die Festgottesdienste und Andachten erinnern, die der fromme Seelsorger mit dem damaligen Hauptlehrer Teupe und der Lehrerin Frl. Brüning vorbereitete. 

1930 wurde das Kriegerehrenmal eingeweiht. Der damalige Pfarrer Bernhard Lansing war sozial eingestellt und gab Flächen für den Ackerbau die Errichtung des Sportplatzes freigab. Der noch lebenden älteren Generation mögen auch noch die herrlichen Festgottesdienste und Festandachten in Erinnerung sein, die der fromme Seelsorger mit dem damaligen Hauptlehrer Teupe und der Lehrerin Frl. Brüning vorbereitete.

Nachkriegszeit

Es folgten die Jahre des Zweiten Weltkrieges.
Trotz schwerer Jahre beschloss man unmittelbar nach Kriegsende die Beschaffung neuer Glocken.
Pfarrer Lansing schreibt selbst darüber: „4.000 Pfd. Kanonenbronze und 3.000 Pfd. Glockenlegierung bekamen wir auf der Kayserhütte zu Lünen für 4050,- RM und einen Zentner Speck, Eier, Butter und Mehl sowie 15 Ztr. Kartoffeln.
Das nötige Zinn holten wir aus Duisburg, 400 Pfd., das Kilo zu 3,40 RM und einen Ztr. Speck, Eier, Butter, Mettwurst und Käse.
Nach manchen Schwierigkeiten wurden die Glocken am 4. September 1946 in Gescher gegossen. Sie kosteten 13.000,- RM!“
Unmittelbar nach der Währungsreform 1948 lieferte die Firma B. Vortmann, Recklinghausen, die neue Turmuhr. Sie musste in neuer Währung bezahlt werden!

Am 5. August 1951 erkrankte Pfr. Lansing schwer. Ein Krankenauto brachte ihn in seine Heimatstadt Vreden. Nach kurzem Krankenlager starb er dortselbst am 28. August 1951. Seine letzte Ruhestätte fand er ebenfalls in Vreden.
Pfarrer Egon Raestrup war sein Nachfolger, er übernahm die Pfarre am 14. November 1951. Er restaurierte die Kirche, beseitigte die Bombenschäden und modernisierte das Gotteshaus. Auch die Fatima-Kapelle geht auf seine Anregung zurück. Schon nach kurzer Wirkungszeit verzichtete Pfr. Raestrup wegen eines Herzleidens auf die Pfarrstelle Klein- Reken und ließ sich in den Ruhestand versetzen (1. April 1956). Er starb am 24. März 1959.

Die Pfarrei blieb nur einige Monate verwaist, bis am 1. Juli 1956 Pfarrer Karl Heeke aus Rheine feierlich in sein Amt eingeführt wurde. Mit Tatkraft und Umsicht ging er sogleich ans Werk. Schon im Herbst 1956 erhielten die Glocken im Turm ein elektrisches Läutewerk. Am 2. Weihnachtstag dieses Jahres geriet durch Kurzschluss die Orgel in Brand. Gerade noch rechtzeitig genug entdeckten Passanten den Feuerschein in der nachtdunklen Kirche. So konnte größeres Unheil verhütet werden. Die Opferfreudigkeit der Gemeinde ermöglichte die rasche Beseitigung der Schäden; die Firma Breil, Dorsten, reparierte die Orgel und baute sie teilweise um. Bald schon erklang das Werk wieder zur Freude der Gläubigen und zum Lobe Gottes.

Die Orgel wurde 1998 von der Manufacture d’Orgues Muhleisen (Strassburg) erbaut. Das Instrument hat 26 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Das Pfarr- und Jugendheim mit Bücherei

Die teilweise Neugestaltung der Räumlichkeiten im Pfarr- und Jugendheim wird gleichzeitig in Angriff genommen. Zusätzliche Jugendräume im Dachgeschoss und eine Teeküche lassen das Haus wieder zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt werden.

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BU: Pfarr- und Jugendhaus mit Bücherei

Kindergarten mit Bücherei

Durch den Neubau des Kindergartens/Pfarrheims (Jahr ??) St. Antonius in Trägerschaft der Kirchengemeinde bot sich für die Kath. öffentliche Bücherei (KÖB) in Klein Reken die Möglichkeit, in neue, größere Räumlichkeiten umzuziehen. 
Da der Kindergarten die Räumlichkeiten aufgrund der steigenden Kinderanzahl aber selbst benötigte, musste die Bücherei 2019 erneut umziehen. In dem neu errichteten Dorfgemeinschaftshaus fand sie eine neue Bleibe.

Quellen:
Beitrag zu St. Antonius in Klein Reken bei Matricula Online https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/muenster/klein-reken-st-antonius-abt/
Beitrag zu St. Antonius in Klein Reken bei Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/St._Antonius_(Klein_Reken)
[Aufsatz von Karl Vaut]

[Dieser Artikel bedarf einer Überarbeitung]

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