Die Entstehung und Entwicklung des Ortsteils Hülsten
Hülsten ist ein kleiner Ortsteil der Gemeinde Reken im westlichen Münsterland (Kreis Borken, Nordrhein Westfalen). Der Ort liegt südöstlich von Groß Reken.
Der Name „Hülsten“ taucht historisch in der Schreibweise „Hülsen“, „Hülsen“ oder „Hulsten“ auf und verweist möglicherweise auf eine vegetations oder landschaftsbezogene Bezeichnung (z. B. Hülsenpflanzen oder Hülse). Im Wappen der Gemeinde Reken wird eine „Hülskrabbe“ (Stechpalme = Ilex) als redendes Symbol für die Landschaft rund um Hülsten aufgeführt.
Ein bemerkenswertes historisches Merkmal des Hülstener Gebietes sind die zahlreichen Grabhügel im Bereich des sogenannten „Radberges“ südöstlich des Ortes. Diese Grabhügel stammen aus dem Endneolithikum bis zur Bronze- bzw. frühen Eisenzeit.
Ihre Fundlage zeigt, dass das Gebiet bereits in prähistorischer Zeit besiedelt war oder zumindest kultisch bzw. für Bestattungen genutzt wurde. Dies ist ein Hinweis auf eine lange Besiedlungs- oder Nutzungsgeschichte, auch wenn Hülsten als Dorf erst wesentlich später historisch hervorgeht.
Darüber hinaus weist das Gebiet der Hülstener Wacholderheide sowie Teilflächen der Trockenheide auf eine besondere Landschaftsstruktur hin – seltene Vegetation, Heide und Wacholderflächen –, die über Jahrhunderte die Nutzung beeinflusste.
Hülsten war – wie viele andere Bauerschaften im Münsterland – Teil des größeren Kirchspiels bzw. der Landgemeinde Reken und seiner Umfeldstruktur. Für das Jahr 1710 findet sich etwa eine Hofsprache („Jeusfeldt“) in Hülsten, in der Bauern über ihre Lage, Rechte und Felder Auskunft gaben.
Im Lagerbuch des Fürstbistums Münster von 1769 wird Hülsten als Bauerschaft („Hülsen“) mit 43 Häusern und 132 Schatzungspflichtigen aufgeführt.
Diese Quellen zeigen deutlich: Hülsten war überwiegend landwirtschaftlich geprägt – Bauernhöfe, kleine Kotten, Weide und Ackerflächen. Es sind keine großen städtischen Strukturen oder bedeutenden Herrschaftssitze dokumentiert.
Bis zur Säkularisation war Hülsten Teil des Territoriums des Fürstbistums Münster, konkret unter dem Amt auf dem Brahm. Nach 1802/03 wechselte die Landesherrschaft über mehrere Stationen vom Fürstbistum über die französische Verwaltung zur preußischen Provinz Westfalen.
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war Hülsten eine eigenständige Landwirtschaftsgemeinde mit einer Fläche von rund 21,9 km² (1858) und einer Einwohnerzahl, die 1818 bei etwa 512 und 1939 bei etwa 632 lag.
Infrastruktur: Im Jahr 1907 wurde das Schulgebäude errichtet, das erst als Volksschule diente und später zur Kapelle „Maria Königin“ umfunktioniert wurde.
Die Hauptwirtschaftsform war und ist die Landwirtschaft: Hülsten galt als reine Landwirtschaftsgemeinde („Landwirtschaftsgemeinde, Gemeindevorsteher Eversmann“ im Jahr 1931) mit wenigen industriellen oder städtischen Elementen.
Die landschaftliche Struktur – insbesondere die Wacholderheidegebiete im Umfeld – beeinflusste Nutzung und Entwicklung. Es handelt sich um gering kultiviertes Gelände mit Heide und Wacholderbeständen. Dieses Umfeld bot weniger Voraussetzungen für industrielle Ansiedlung, sodass Hülsten seinen ländlichen Charakter weitgehend bewahrte.
Zum exakten Einsatz bzw. einer „zentralen Rolle im Zweiten Weltkrieg“ von Hülsten fand sich in den verfügbaren Quellen keine eindeutige Dokumentation, die Hülsten gegenüber anderen Ortsteilen als besonders kriegsstrategisch hervorhebt. Allerdings wurde für die Gesamtgemeinde Reken (inklusive Hülsten) die Opferzahl beider Weltkriege dokumentiert (im Heimatbrief) mit 499 Toten im Zweiten Weltkrieg.
Auch der Ausbau von Kapelle und Gedenkstätten in den 1950er Jahren lässt eine starke Nachkriegs Verankerung der Erinnerungskultur erkennen. st-heinrich-reken.de+1
Die dörfliche Struktur blieb erhalten, viele Neubauten oder große industrielle Entwicklungen – wie in anderen Ortsteilen – blieben weitgehend aus.
Am 1. Juli 1969 wurde die Gemeinde Hülsten im Zuge der kommunalen Neugliederung mit Groß Reken und Klein Reken zur neuen Gemeinde Reken zusammengeschlossen.
Heute zählt Hülsten rund 700 Einwohner (Stand etwa 2014) und ist damit der kleinste der Rekener Ortsteile.
Die dörfliche Struktur, das landwirtschaftliche Umfeld und die naturräumlichen Besonderheiten machen Hülsten zu einem Ortsteil mit eigenem Charakter: ruhig, ländlich und historisch stark verwurzelt.
Die Bedeutung Hülstens liegt in seiner Kontinuität: Auch wenn der Ort nie ein Zentrum wie Groß Reken wurde, so ist er doch ein Stück lebendige Rekener Geschichte.
